August 2025: Ehemalige Deponie Böhlitz-Ehrenberg
Leipzig, Samstagmorgen, 8 Uhr. 33 recht ausgeschlafene Leute, ausgestattet mit Ferngläsern und Kameras: Das kann ja nur der Birding-Treff sein!
Auf dem heutigen Plan steht das Erklimmen des 20 Meter hohen „Monte Böhlitz“. Schon letztes Jahr waren wir hier, an der 2015 rekultivierten, ehemaligen Hausmülldeponie, die mittlerweile vielen Vogel- und Insektenarten als Lebensraum dient. Wir sind gespannt, ob die Vegetation in diesem regenreichen Sommer anders aussieht als im letzten Jahr, als es heißer und trockener war. Ein Gartenrotschwanz beobachtet unsere Gespräche interessiert.

Nachdem alle Teilnehmer*innen eingetroffen sind, machen wir uns auf den Weg zum „Monte Böhlitz“. Am Hang der ehemaligen Deponie tummelt sich eine große Gruppe Haussperlinge und auch einen Neuntöter sowie Grünfinken entdecken wir.

Auf der Plattform angekommen, bietet sich uns ein schöner Blick über die wild mit verschiedenster Vegetation bewachsene Ebene. Und direkt entdecken wir einen kleinen Vogel, der in den hochgewachsenen Gräsern sitzt. Schnell ist klar: Es handelt sich um einen weiteren Neuntöter. Bei genauerer Betrachtung erkennen wir, dass es ein Jungvogel ist. Wir verweilen einige Zeit und zeigen uns gegenseitig, wo der Neuntöter sitzt. Der kurze Austausch: „Den kann man eigentlich mit bloßem Auge sehen.“ – „Ja, aber dafür muss man auch in die richtige Richtung schauen.“ gehört auf jeden Fall in unserem Bericht verewigt. 🤪

Von der ehemaligen Deponie hat man einen guten Blick in die umliegenden Baumkronen. In einem Baum sehen wir mehrere Spechte. Unser Guide baut sein Spektiv auf, sodass wir gemeinsam genau hinschauen und dann mit Hilfe unserer Vogelführer-Apps die genaue Art bestimmen können: Es handelt sich um einen Buntspecht im Jugendkleid! Mit seinem rot gefärbten Scheitel hatten wir zuerst an einen Mittelspecht gedacht, denn dieser ist nur wenig kleiner als der Buntspecht und hat ebenfalls einen rot gefärbten Scheitel. Allerdings reicht dieser weiter nach hinten als beim juvenilen Buntspecht und es fehlt ihm der schwarze Wangenstreif. (vgl. Spechte im Vergleich)

Nach der „Specht-Bestimmung“ laufen wir weiter auf dem Rundweg und freuen uns über einen Schwarm Stieglitze. Außerdem halten wir aufmerksam Ausschau nach dem Wendehals. 👀 Alle, die im letzten Jahr hier waren, berichten der Gruppe von der erinnerungswürdigen Sichtung eines Jungvogels. Leider bleibt er dieses Mal im Verborgenen, aber wir freuen uns über die Goldammer in den Baumkronen, eine Schwanenfamilie, die wir in den angrenzenden Lachen entdecken, und eine Nilgans im Überflug. Die Lachen halten eine weitere schöne Sichtung für uns bereit: Dank aufgebautem Spektiv können wir Gebirgsstelzen beobachten. Die kann man auf diese Entfernung jedenfalls nicht mit bloßem Auge sehen, auch wenn man in die richtige Richtung schaut. 😉
Langsam kehren wir zum Ausgangspunkt unseres heutigen Treffs zurück, doch ein großer Teil der Gruppe geht noch gemeinsam weiter zu den „Lachen hinter der Rollschuhbahn“. Dort beobachten wir vor allem Wasservögel aus nächster Nähe, unter anderem einen Stockenten-Hybriden, den wir allerdings nicht näher bestimmen können.

Beim Beobachten der Stockenten kommt das Gespräch auch auf das Schlichtkleid der Erpel. Diese sehen im Moment den weiblichen Stockenten sehr ähnlich, da ihnen gerade die markante, leuchtend grüne Kopffarbe ihres Prachtkleides fehlt. Grund dafür ist die Mauser, bei der die Enten nach und nach ihr Gefieder erneuern. In dieser Zeit wachsen auch neue Schwungfedern, sodass sie sogar für einige Zeit flugunfähig sind – aber dank dem unauffälligen Schlichtkleid besser getarnt. Die Geschlechter von Stockenten lassen sich in dieser Zeit dennoch anhand der Schnabelfärbung gut unterscheiden: Während er bei den Weibchen eine orange Grundfarbe hat, ist diese beim Männchen gelb. 🦆 Nach der erfolgreichen Mauser tragen die Erpel im Herbst wieder ihr charakteristisches Prachtkleid, bereit für die beginnende Balz und mit frischem Gefieder gut gerüstet für den Winter. (vgl. Die Stockente)

Wir gehen weiter an den Lachen entlang und halten eine ganze Weile inne, um einen Kormoran lange und ausgiebig zu beobachten.

An dieser Stelle stellt sich der Gruppe die Frage: Auf gleichem Weg zurück? Oder noch eine große Runde entlang der Neuen Luppe anschließen? Einige überprüfen, ob der eingepackte Proviant noch für die große Runde ausreicht und es werden Müsliriegel als Unterstützung angeboten. Am Ende teilen wir uns auf. Recht viele Birder*innen haben nach 3 Stunden noch genügend Energie für die große Runde, sodass sie noch weitere 1,5 Stunden gemeinsam unterwegs sind. Diese Entscheidung wird direkt dadurch belohnt, dass plötzlich mindestens ein Kranich über dem Gebiet zu kreisen scheint und ruft. Voller Elan brechen die Übriggebliebenen auf, um den „Glücksvogel“ zu sichten – haben damit aber leider keinen Erfolg (für uns an dem Tag also wohl eher ein „Pechvogel“). Überhaupt werden die Vogelsichtungen weniger, auch weil mittlerweile die oftmals ruhigere Mittagszeit begonnen hat. Dafür bietet eine große Blühwiese sowie der Damm entlang der Neuen Luppe die eine oder andere botanische Überraschung, die für reichlich Begeisterung sorgt. Ein Mäusebussard versetzt uns dann noch mal in Aufregung, als er sich auf einen freistehenden Ast an einem großen Feld niederlässt und daraufhin von diversen Goldammern und Neuntötern „gehasst“ wird. Der Rest der Runde verläuft ruhig und entspannt, sodass wir den Birding-Treff plaudernd auslaufen lassen.
Schlussendlich stehen 44 Arten auf unserer heutigen Beobachtungsliste. Das ist für den in der Vogelwelt eher ruhigen August eine beachtliche Anzahl.
Vogelartenliste
- 19
- ≥6
- 9
- ~17
- 1
- ≥1
- ≥2
- 2
- 6
- 5
- 1
- 2
- 1
- 4
- 1
- 6
- 7
- 4
- 10
- 4
- ≥13
- ≥9
- 6
- ≥1
- 1
- 2
- 2
- 1
- 2
- 1
- 1
- ≥2
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- ≥1
- 1
- ≥1












































