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Ein Bericht von Marianne Fechner

Mai 2025: Grüner Bogen Paunsdorf

Samstag, 10. Mai 2025
Grüner Bogen Paunsdorf

Bei bestem Wetter hieß es am 10.05.25 um 8 Uhr: Zeit für den Leipziger Birding-Treff! Im Mai trafen wir uns ausnahmsweise am zweiten Samstag des Monats, da in der Woche zuvor einige der Birder*innen unserer Gruppe am Birdrace teilgenommen hatten. Sie berichteten uns später noch von ihren tollen Erlebnissen – ein Team sah 104 verschiedene Arten und legte mit dem Rad über 90 km zurück!

Birder*innen am Bogensee
© Marianne FechnerBirder*innen am Bogensee

Nach und nach trafen 26 Birder*innen ein — darunter auch wieder ein paar neue Gesichter — und wir machten uns auf den Weg, den ehemaligen Truppenübungsplatz zu umrunden. Natürlich nicht, ohne uns über die Stieglitze zu freuen, die uns mit ihrem Gesang bereits am Treffpunkt begrüßten.

Unter dem vielstimmigen Vogelgesang machten wir auch einen Gelbspötter aus. Viele Augen, Ferngläser und Kameras suchten in den Büschen und Bäumen nach dem kleinen Singvogel. Nachdem uns die Haussperlinge ein paar Mal aufs Glatteis führten, entdeckten wir ihn: Ganz typisch saß er hoch oben in einer Baumkrone und zwitscherte. Toll, dass wir ihm so ausgiebig lauschen und ihn beobachten konnten! Denn Gelbspötter verbringen nur maximal drei Monate in ihrem Brutgebiet, da sie Langstreckenzieher sind und außerdem spät eintreffen und früh wieder abziehen. Und auch ein anderer Sommergast machte sich bemerkbar: Wir hörten den Pirol singen. Ob wir ihn wohl später auch sehen würden?

Gelbspötter in der Baumkrone
© Max PechsteinGelbspötter in der Baumkrone

Auf unserem Weg zum Bogensee bemerkten wir dann den unverkennbaren Ruf des Kuckucks, den wir ein paar Momente später auch in einer Baumkrone ausmachen konnten. Sehr entspannt saß er dort eine ganze Weile — was uns zu den Überlegungen verleitete, ob Kuckucke wohl deshalb so die Ruhe weg haben, weil sie ja die Aufzucht ihres Nachwuchses anderen Vögeln überlassen? Dann zeigten sich zwei Kuckucke doch noch sehr aktiv, als sie schnell über unsere Köpfe hinwegflogen. Bei der Sichtung der Fotos zu Hause fiel dann die tolle Besonderheit auf, dass die beiden Kuckucke unterschiedliche Morphen hatten: Der zweite hatte die typische graue Färbung, und er verfolgte den ersten Kuckuck, der die weniger häufige braune Färbung aufwies. Wahrscheinlich flog das Weibchen dem Männchen voran, und den aufgeregten Rufen der beiden Tiere nach zu urteilen, hatten wir gerade Balzverhalten beobachtet!

Kuckuck in grauer Morphe, wahrscheinlich ein Männchen
© Mai Anne NguyenKuckuck in grauer Morphe, wahrscheinlich ein Männchen
Kuckuck in brauner Morphe, wahrscheinlich ein Weibchen
© Mai Anne NguyenKuckuck in brauner Morphe, wahrscheinlich ein Weibchen

Angekommen am Bogensee, warteten vier winzige und sehr niedliche Blässhuhnküken auf uns, die sich mit einem Elterntier am Schilf aufhielten. So klein und schon so gute und ausdauernde Schwimmer*innen! Auch die Graugänse präsentierten uns ihre erfolgreiche Brut, sieben gar nicht mehr so kleine Gössel waren mit ihren Eltern unterwegs. Sie alle suchten schnell die schützende Böschung auf, als eine Großmöwe eine Runde über den Bogensee drehte – eine Herausforderung, das Alter und die Möwenart bei nicht ausgefärbten Tieren zu bestimmen. Diese hier war womöglich eine junge Steppenmöwe, da ihr Kopf durchgehend weiss gefärbt war (Steppenmöwen haben weißere Köpfe als andere Großmöwen im gleichen Alter).

Graugansfamilie auf dem Bogensee
© Marianne FechnerGraugansfamilie auf dem Bogensee
Großmöwe, vielleicht eine noch nicht ausgefärbte Steppenmöwe
© Mai Anne NguyenGroßmöwe, vielleicht eine noch nicht ausgefärbte Steppenmöwe

Außerdem waren am See die Drosselrohrsänger mit ihrem Gesang sehr präsent, einer zeigte sich für einen kurzen Augenblick für ein schönes Foto. Auf dem Weg zum eigentlichen Rundweg um den Grünen Bogen beobachteten wir noch einen Graureiher bei der Jagd. Nach ein paar Minuten schnellte er ins Wasser und schnappte sich einen Fisch. Nur wurde nichts aus seinem Frühstück, der kleine Fisch schlüpfte ihm aus dem Schnabel und sprang zurück ins Wasser.

Drosselrohrsänger im Schilf
© Max PechsteinDrosselrohrsänger im Schilf

Kurz darauf erreichten wir den ca. 2,6 km langen Rundweg um das ehemalige Militärgebiet der Kaserne Heiterblick. Das 120 Hektar große Gebiet ist durch einen Zaun auf der gesamten Strecke geschützt. Seit Beginn der 2000er Jahre wurden hier Erholungsräume geschaffen — für die Anwohner*innen, aber Dank umfangreicher Naturschutzstrategien auch für die Tierwelt (vgl. Grüner Bogen Paunsdorf).

Nicht nur für den Wendehals hat der NABU Leipzig hier Nistkästen platziert, auch für den Wiedehopf wurden Nistmöglichkeiten geschaffen, entspricht doch die halboffene Landschaft des Grünen Bogens dem bevorzugten Lebensraum des auffälligen, aber leider gefährdeten Vogels. Wir würden uns natürlich sehr freuen, wenn sich der Wiedehopf in Zukunft am Grünen Bogen niederlässt. Auch Neuntöter lieben offene Landschaften mit angrenzenden Sträuchern und so konnten wir einige von ihnen beobachten. Genau wie den Fasan, den wir hören und kurz sehen konnten. Und auf einem der Zaunpfähle ließ sich ein Mäusebussard sein Frühstück schmecken.

Neuntötermännchen auf typischer Ansitzwarte
© Max PechsteinNeuntötermännchen auf typischer Ansitzwarte

Auf unserem weiteren Weg sahen und hörten wir unter anderem Grünfinken, Mönchsgrasmücken und Meisen. Auch der Pirol sang immer wieder, aber sehen konnten wir ihn nicht. Es ist toll zu erleben, wie viele verschiedene Arten in diesem Gebiet zu Hause sind.

Allmählich verabschiedten sich die ersten Teilnehmer*innen und die Gruppe spazierte zurück zum Ausgangspunkt. Ein schöner Birding-Treff mit tollen Beobachtungen und angeregten Gesprächen über Vögel, aber auch viele andere Themen, geht zu Ende. Dankeschön an alle, die mit dabei waren! Wir freuen uns schon jetzt auf das nächste Mal.

Schnappschuss einer Ringeltaube
© @tina.wildlifeSchnappschuss einer Ringeltaube

Artenliste

  1. Mauersegler (Apus apus)
  2. Stieglitz (Carduelis carduelis)
  3. Elster (Pica pica)
  4. Eichelhäher (Garrulus glandarius)
  5. Gelbspötter (Hippolais icterina)
  6. Dorngrasmücke (Sylvia communis)
  7. Ringeltaube (Columba palumbus)
  8. Stadttaube (Columba livia f. domestica)
  9. Stockente (Anas platyrhynchos)
  10. Pirol (Oriolus oriolus)
  11. Rauchschwalbe (Hirundo rustica)
  12. Haussperling (Passer domesticus)
  13. Rabenkrähe (Corvus corone)
  14. Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla)
  15. Kohlmeise (Parus major)
  16. Nachtigall (Luscinia megarhynchos)
  17. Zilpzalp (Phylloscopus collybita)
  18. Kuckuck (Cuculus canorus)
  19. Kormoran (Phalacrocorax carbo)
  20. Star (Sturnus vulgaris)
  21. Amsel (Turdus merula)
  22. Neuntöter (Lanius collurio)
  23. Wendehals (Jynx torquilla)
  24. Kernbeißer (Coccothraustes coccothraustes)
  25. Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus)
  26. Schwanzmeise (Aegithalos caudatus)
  27. Turmfalke (Falco tinnunculus)
  28. Blässhuhn (Fulica atra)
  29. Großmöwe, unbestimmt
  30. Grünspecht (Picus viridis)
  31. Graureiher (Ardea cinerea)
  32. Graugans (Anser anser)
  33. Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus)
  34. Singdrossel (Turdus philomelos)
  35. Mäusebussard (Buteo buteo)
  36. Bachstelze (Motacilla alba)
  37. Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros)
  38. Rotkehlchen (Erithacus rubecula)
  39. Fasan (Phasianus colchicus)
  40. Buchfink (Fringilla coelebs)
  41. Blaumeise (Cyanistes caeruleus)
  42. Rotmilan (Milvus milvus)
  43. Fitis (Phylloscopus trochilus)
  44. Grünfink (Chloris chloris)
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